Bé Điểm Nguyễn-Xuân
*2.8.1971, Berlin
in Deutschland seit ihrer Geburt
lebt zwischen Westafrika und Berlin seit 1995
Beruf: Schmuckdesignerin
Wie würdest Du deine Herkunft beschreiben?
Deutsch mit vietnamesischen und afrikanischen Wurzeln.
Erzähl' mal was über deine Eltern.
Meine Eltern haben sich im Studentenwohnheim in Stuttgart kennen gelernt. Sie sind Ende der 1960er Jahre nach Berlin gekommen, meine Mutter wurde Kunstlehrerin, mein Vater, Maschinenbauingenieur. Die Verbindung zu Vietnam bekam ich durch meinen Vater, der aus Hanoi stammte.
Wenn Du an Vietnam denkst, welche drei Bilder kommen Dir in den Sinn?
Frauen mit Hüten auf Reisfelder; das Keramik-Dorf, das ich vor dreizehn Jahren in der Nähe von Hanoi besuchte; das Foto vom von Napalm verbrannten Mädchen, das aus ihrem Dorf Richtung Kamera flüchtet.
Nenne bitte drei Vietnamesen, die für dich als Vorbilder wichtig sind.
Mir fällt nur einer ein: Thích Nhất Hạnh.
Was magst Du an der vietnamesischen Kultur?
Das Essen und das Trinken ohne Ende und ohne dick zu werden!
Was gefällt Dir nicht an der vietnamesischen Kultur?
Ich glaube, dass viele Vietnamesen rassistisch sind, dass sie zwischen »Wir« und »die Anderen« unterscheiden. Die Westafrikaner sind interessierter an dem, was sie nicht kennen. Im Allgemeinen sind die Vietnamesen nicht so direkt, sie gehen nicht auf Einen zu. Das ist ein grundsätzliche Unterschied zwischen Afrika und Asien.
Was magst Du an der deutschen Kultur und am Leben in Berlin?
Ich mag, dass alles sehr berechenbar ist, das macht das Arbeiten sehr schnell. Hier fühle ich mich sehr frei, eben auch aufgrund der Anonymität.
Was gefällt Dir nicht an der deutschen Kultur?
Dass eben alles durchgeplant wird.
Findest Du es wichtig, die vietnamesische Sprache zu kennen, um dich der die Kultur zu nähern und gilt dies für alle Kulturen?
Die Sprache ist der Schlüssel. Nicht für jede Kultur, aber für Vietnam wohl. Da ich die Sprache nicht kann, habe ich nie das Gefühl gehabt, dass ich vietnamesisch bin.
In welcher Sprache träumst Du?
Ich träume in Deutsch und Französisch.
Fünf persönliche Sachen, die mich an Vietnam erinnern:
Phở bò: Meine tägliche Verbindung zu Vietnam!
Der kleine Lackmalerei-Teller: Als Kind war Vietnam für mich ein paradisescher Ort mit grüner Natur, mit vereinzelten Menschen, wo es friedlich ist – ein Märchen-Ort, ganz weit weg.
Heimaterde und Seidenfaden: Von meinem Papa. Sie standen 35 Jahre im Glasregal in unserem Wohnzimmer.
Ein Hemd aus dem Nachlass meines Vaters: Mein 12-jähriger Sohn trägt es gerne. War mein Vater wirklich so klein?
Wörterbücher in sieben Sprachen: Auch von meinem Vater, in Französisch, Englisch, Niederländisch, Italienisch, Japanisch Spanisch, Vietnamesisch.